Buchbesprechung

Liebeserklärung an die Schweizer Literatur

«99 beste Schweizer Bücher». Herausgegeben von Pascal
Ihle, Christine Lötscher, Sonja Lüthi, Thomas Ribi, Sandra
Valisa. Verlag nagel-kimche.ch, Zürich 2020.
ISBN 978-3-312-01176-6

von Elisabeth Schriber

(15. Oktober 2021) Ein Freund hat mir dieses Buch in die Hände gedrückt und mich gefragt, ob ich eine Rezension dazu schreiben würde. Ich war sehr überrascht, in der Schweiz soll es 99 Schweizer Schriftsteller geben? Es kamen mir einige in den Sinn aus der Zeit meines Deutschstudiums. Aber 99 waren doch sehr viele. Natürlich war mein Interesse geweckt und ich begann das Vorwort zu lesen, in dem die Verleger in einer sehr lebendigen Art die Entstehung dieses Werkes beschreiben. Doch lesen Sie selbst:

«‹Was gibt es eigentlich für Schweizer Bücher ausser Heidi?› Die Frage sitzt. Wir essen in einem gemütlichen Restaurant in Dublin mit vier Frauen aus London und Stockholm. Sie arbeiten in der Finanz- und in der Kommunikationsbranche, in ihrer Freizeit lesen sie gern. Die Stimmung ist lebhaft, vergnügt, wir sprechen über Literatur, über Länder – aber die Frage steht im Raum.

Die ersten Namen, die wir einwerfen, lösen keine Reaktionen aus: Frisch und Dürrenmatt, zwei Klassiker. Kopfschütteln bei Glauser, immerhin einer der grössten Kriminalschriftsteller des 20. Jahrhunderts. Auch Pascal Mercier nicht, dessen ‹Nachtzug nach Lissabon› mit dem Hollywoodstar Jeremy Irons verfilmt wurde als ‹Night Train to Lisbon›. Ebenso Fehlanzeige beim Westschweizer Monument Charles Ferdinand Ramuz, den Abenteurerinnen und Weltenbummlerinnen Anne-Marie Schwarzenbach und Ella Maillart. Dann folge ein Staunen: ‹Was, Madame de Staël ist Schweizerin? Und Joël Dicker ebenfalls ...›

Zurück in Zürich lässt uns die Irritation aus Dublin nicht mehr los. Wie verankert ist die schweizerische Literatur eigentlich bei uns in der Schweiz? Welche Autorinnen und Autoren kennt und liest man? Zu fünft debattieren wir, tauschen uns aus über unsere Leseerfahrungen und über Bücher, die wir für wichtig halten, die uns geprägt haben. Wir sprechen mit Literaturvermittlern, Schriftstellerinnen, Bibliothekarinnen, Buchhändlern, Professorinnen, Journalisten und Viellesern und kommen zu zwei Schlüssen: Die Literatur, die in der Schweiz geschrieben wird und geschrieben wurde, ist eine wahre Fundgrube an Geschichten und Figuren, die viel über dieses Land, seine Entwicklung, seine Besonderheiten und die Menschen aussagt, die hier leben und gelebt haben. Sie ist reich an künstlerischen Verfahren: Manche Texte sprühen vor Experimentierlust und schlagen funken aus der Sprache, andere haben einen langen epischen Atem. Aber, und dies ist die zweite Erkenntnis, die Schweizer Literatur ist auch hierzulande viel zu wenig bekannt. Ausser den Klassikern und den aktuellen Bestsellern kennt man diesen literarischen Reichtum kaum. Blickt man in die anderen Landesteile und Sprachregionen, ist das Ergebnis noch ernüchternder. […]

Das Buch ist eine einzigartige Liebeserklärung an die Schweizer Literatur. Nach dem Prinzip der Leselust und der ‹Coups de cœur› widmen sich die Herausgeberinnen und Herausgeber Pascal Ihle, Christine Lötscher, Sonja Lüthi, Thomas Ribi und Sandra Valisa 99 Büchern aus den letzten 250 Jahren aus allen vier Sprachregionen der Schweiz. Die ausgewählten Romane, Erzählungen, Gedichte, Kinderbücher und Comics bestechen durch Qualität, Kreativität und Zeitlosigkeit.»

«99 beste Schweizer Bücher». Herausgegeben von Pascal Ihle, Christine Lötscher, Sonja Lüthi, Thomas Ribi, Sandra Valisa. Verlag nagel-kimche.ch, Zürich 2020. ISBN 978-3-312-01176-6

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