Glosse

Medien in Kriegszeiten

Die «richtige» Meinung haben

(4. April 2023) (rs) Halb Europa befindet sich gemeinsam mit den USA im Krieg, zurzeit in der Ukraine. Nicht nur über «Partnership for Peace» ist unser Land eingebunden, auch medial taktet es im Gleichschritt mit den grossen Medienhäusern der USA und Europas. Nur wenige Medien können heute differenziert und unabhängig arbeiten.

«Westwind»

Vorgänge, die man unseren Medien entnehmen kann: Aus «Pazifisten» werden Waffenlieferanten und Kriegstreiber. Eine Kirchenpräsidentin der reformierten Kirche fordert mehr Waffen. Ehemalige Armee-Abschaffer werden zu «Hardlinern» gegen Russland und fordern mehr Waffen und weniger Neutralität. Führende Parteivertreter, die sich einmal als Garanten der Neutralität verstanden, möchten die Waffenexportbestimmungen aufweichen, um Waffen liefern zu können. – Andere Stimmen vernimmt man dagegen kaum.

Man hört und liest, wer sich alles mit dem starken Westwind mitgedreht hat, wer sich jetzt ein neues Mäntelchen umgehängt hat: Vorher gegen Waffen – jetzt für Waffen; vorher für Neutralität – heute für eine «angepasste» Neutralität; gestern gegen Waffenexporte – heute dafür usw.

Alte Gesinnung verschwindet im Keller

Erstaunt reibt man sich die Augen, wer da auf einmal «mit aller Härte» durchgreifen möchte – und dafür auch reichlich Gehör in unseren Medien findet. Das darf heute so sein, weil ja heute «alles anders ist». Genau wie bei uns tönt es auch jenseits der Landesgrenzen im Norden, Westen, Osten und Süden, da ist kaum noch ein Unterschied. Da macht es auch bei uns nichts, wenn die Gesinnung von gestern nicht mehr zählt.

Nato-Medien-Maschinerie

Die Nato-PR-Maschinerie ist gut geölt. Nachrichtenpools werden mit ausgesuchten und ausgefeilten News und «Fakten» gefüttert. Medienhäuser und ein steuerfinanzierter Staatsfunk bedienen sich geradezu sklavisch aus diesem Nachrichtenpool, obwohl es andere Möglichkeiten gibt. – Eine ausgewogene Berichterstattung bleibt auf der Strecke!

So wie es in den Medien klingt, so tönt es inzwischen aus der Öffentlichkeit. Wer etwas im grösseren Rahmen äussert, das so nicht veröffentlicht wurde, wird mit Stirnrunzeln oder Grunzern kommentiert, wenn nicht als «Putinversteher» tituliert. – Schon anders hört es sich an, wenn man anschliessend nur zu zweit oder zu dritt diskutiert.

Kein Platz mehr für Rudolf von Salis

Eine neutrale Berichterstattung, wie die eines Rudolf von Salis, würde heute im SRF keinen Platz mehr finden. Heute werden «Informationen» ungeprüft übernommen, mit ihnen wird diffamiert, diskreditiert, schlechtgemacht und schliesslich auch, profan gesagt: gelogen. Und so kann es nicht verwundern, dass wir uns in einer aufgepeitschten hoch emotionalisierten Stimmung wiederfinden.

«Faktenchecker» –, von grossen Medienhäusern, Nato und dubiosen Quellen finanziert –, bemühen sich darum, unser enges Meinungskorsett zu erhalten. Orwells Wahrheitsministerium lässt grüssen!

Das alte Spiel: Die Guten und die Bösen

Die veröffentlichte Meinung, pardon die «Fakten», wenn man sie über die Länge liest, hört oder anschaut, sind so einfältig wie eingängig: «Russen und Chinesen sind böse – Amerikaner, der Westen und wir sind gut. Alles was Russen und Chinesen sagen oder tun ist böse –, was wir sagen und tun ist gut. Russen und Chinesen unterdrücken, lügen und betrügen – wir nicht. Jeder von uns, der Russen und Chinesen zuhört, ernst nimmt oder etwas ähnlich sieht wie sie, der ist dumm, naiv oder sogar selbst böse. Jeder der Russen und Chinesen nichts glaubt, der ist clever, intelligent und gut …»

Primitiv verkleidet, aber hochwirksam. Achten Sie darauf! So funktioniert Propaganda –moderne Public Relations. Die Ursprungsmethoden eines Edward Bernays oder Walter Lippmann wurden in über 80 Jahren weiterentwickelt – heute kommen sie voll zur Anwendung.

Intellektuell gewürzt

In den Massenblättern und in den Regionalausgaben der «Leitmedien» sind die «Fakten» recht plakativ wiederzufinden, in den Leitmedien selbst werden sie durch passende Studien oder Äusserungen von Wissenschaftlern gewürzt, um dem standesgemässen intellektuellen Renommee zu genügen. Die Stossrichtung bleibt die gleiche: schwarz-weiss, gut-böse. Nicht nur Lieschen Müller sondern auch Frau Dr. Lieselotte Müller sollen im Gleichtakt denken.

So wird im TV auch immer wieder eine Sau durch das Dorf gejagt. Zur allgemeinen Belustigung und Angstmacherei. Da wird jemand in eine Talkshow eingeladen. Er oder sie sagt etwas «Falsches» und die anderen drei oder fünf «Teilnehmerinnen» inklusive Moderatorin dürfen ungeniert draufhauen. – Jetzt sollte allen klar sein, was «richtig» ist.

Alternative Meinungen

Nur wenige Nachrichtenportale und Persönlichkeiten können heute mit kritischen, tiefergehenden oder mit differenzierten Meinungen, Analysen oder Berichten aufwarten. Man muss sie suchen, aber man findet sie. Sie ermöglichen über den verordneten Tellerrand hinauszuschauen und eine eigene Meinung zu entwickeln.

Geradezu peinlich ist es, wenn man den «Wertewesten» daran erinnern muss, dass die öffentliche Meinungsbildung ein Grundpfeiler jeder demokratischen Auseinandersetzung in einer pluralistischen Gesellschaft ist und dass dazu die Auseinandersetzung mit allen Meinungen eine Voraussetzung bleibt.

Kampf gegen «Abweichler»

Wenn kritische Medien einen gewissen Grad an Bekanntheit gewinnen, riskieren sie, «bearbeitet» zu werden. Ein Vorgang, den man eigentlich nur von autoritären Regimen kennt. So wird ein Nachrichtenportal oder eine Persönlichkeit stufenweise diffamiert und stigmatisiert, hin bis zur öffentlichen Vernichtung. Auch bei uns können solche Vorgänge beobachtet werden. In der Regel stossen ein diffamierender Bericht oder eine diskreditierende Meldung solch einen Vorgang an – häufig flankiert vom steuerfinanzierten Staatsfunk. Es entsteht ein Pingpong-Spiel unter privaten Medienhäusern und Staatsfunk. Nach kurzer Zeit, weiss jeder, was er denken soll. – Nur alleine dadurch, dass eine diffamierende Nachricht dementiert wird, wird sie im öffentlichen Raum platziert….

Um den Schmutz nicht an sich kleben zu lassen, wehrt sich der Betroffene. Aber wer kein Rechtsanwalt ist oder sich ein Anwaltsbüro leisten kann, der wird mit rechtlichen Problemen überhäuft …

Geheimdienstliche Arbeiten …

Inzwischen liegt zusätzlich der Verdacht nahe, dass einige Journalisten typische Aufgaben aus dem operativen Bereich von Geheimdiensten übernehmen. Geht es dem Kriegsbündnis Nato doch darum, das Entstehen einer Opposition zu ihrem Kriegskurs möglichst im Keim zu ersticken bzw. eine Opposition selbst zu steuern. Wie das funktionierte und funktioniert, das kann anhand der gut aufgearbeiteten Stasiunterlagen oder der dokumentierten Propagandapraktiken aus dem Dritten Reich nachvollzogen werden…

… von Medien übernommen

Durch bestimmte Meldungen kann eine entstehende Opposition gespalten werden. Genauso wirkt die breit aufgemachte Forderung eines linken GSoA-Vertreters anfangs März diesen Jahres. Er fordert, dass nur Ostermarschteilnehmer mit der «richtigen Meinung» teilnehmen dürften, keine «Rechten». Jeder müsse sich von den «rechten» Friedensfreunden abgrenzen. «Rechte» dürften nicht in der Friedensbewegung mitmachen. Die Guten und die Bösen. Aber wer bestimmt – was «rechts» ist? Oder wer «rechts» ist? Richtig! Es sind die Leitmedien selbst. Sie bestimmen es mit gefälligen Gewährspersonen aus Wissenschaft, Politik und Gesellschaft. – Jetzt braucht es nur noch die entsprechenden Einflusspersonen in den Vorständen der diversen Friedensvereinen und schon funktioniert «divide et impera». Teile und herrsche!

Kriegszeiten

Alles nur Zufall? In diesen Zeiten, in denen die Nato nur schon alleine in den «News»-bereich Millionenbeträge investiert, wohl kaum. Es geht weder um Demokratie noch um pluralistische Meinungsbildung, noch um «Werte» – es geht schlicht darum, einen weltweiten Krieg zu führen und alle im Gleichschritt marschieren zu lassen.

Bleibt die Frage, werden alle marschieren. Zu viele informieren sich aus unterschiedlichen Quellen, prüfen kritisch, vergleichen und denken selbstständig. In einer Demokratie ist der nächste Schritt, sich aktiv in den Meinungsbildungsprozess einzubringen. Und genau daran erkennt man, wie es zurzeit im «Wertewesten» um die Demokratie bestellt ist.

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