Die Energiekrise

Ueli Gubler (Bild zvg)

Können es Sonne und Wind richten? Ist der Auslöser auch die Ursache? Wird die Energiekrise zu einer Existenzkrise?

von Ueli Gubler*

(18. Oktober 2022) Die hochschiessenden Energiepreise lassen keinen Zweifel aufkommen, wir stecken in einer Energiekrise, auch wenn der Strom (noch) fliesst. Es ist selten, dass der Auslöser einer Krise auch deren Ursache ist. Bringt der Schneefall ein einzelnes Dach zum Einsturz, ist meist ein Material- oder Berechnungsfehler die Ursache und nicht der Schnee.

Das Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage wird je länger je mehr durch parteipolitische oder ideologisch motivierte Vorgaben gestört. Die Planwirtschaft ist daran, die Marktwirtschaft abzulösen.

Zweifellos ist der Ukraine-Krieg der Auslöser der heutigen Mangellage. Ist er aber auch deren Ursache oder deckt er einfach schonungslos die Versäumnisse der Vergangenheit auf?

2004 sagte die Schweiz JA zu den Bilateralen Verträgen II mit der EU. Die dort vereinbarte Personenfreizügigkeit bescherte der Schweiz in weniger als 20 Jahren eine Zuwanderung von 1 Million Menschen. Die Kommunen richteten sich danach und bauten ihre Infrastruktur aus. Der Bund verschlief gemäss Ständerat Ruedi Noser diese Entwicklung sträflich.

Das Chaos ist tagtäglich auch auf den Strassen sichtbar. Schleichend wurde die Energiesicherheit mit Auflagen (z.B. Restwassermenge) ausgehöhlt. Die Rechtswege in Baufragen wurden dermassen ausgebaut, dass banalste Bauvorhaben Jahrzehnte lang verhindert werden können – oder sollen?

Die Energiestrategie 2050 sieht ganz konkret die Abschaltung unserer Kernkraftwerke vor, tappt jedoch bei der Ersatzbeschaffung im Dunkeln. Es ist unklar, wann, wie, wo, mit was und mit welchen Kosten zu rechnen ist. Trotz dieser Ahnungslosigkeit werden Ölheizungen verhindert, der Verkauf von Verbrennungsmotoren in der EU ab 2035 verboten.

Deutschland beabsichtigt Ende 2022 die letzten drei der ursprünglich 19 AKWs stillzulegen. England hat 28 definitiv und Frankreich 30 AKWs vorübergehend abgeschaltet. Österreich nahm das fertig erstellte AKW in Zwentendorf nie in Betrieb. Das modernste Kohlekraftwerk «Datteln 4» bei Dortmund stehe gemäss Gerichtsentscheid auf einem Gebiet, dessen Bebauungsplan ungültig sei.

Nord Stream II kostete rund 10 Milliarden Euro und soll nach dem Willen der Politik gar nicht erst in Betrieb genommen und droht damit zu der wohl teuersten Bauruinen zu werden. Putin bot an, Gas durch Nord-Stream II zu liefern – Deutschland will jedoch nur solches aus Nord Stream I. Damit fehlen 55 Milliarden m3 Gas. Das ist das 25fache aller Schweizer Kernkraftwerke. Der Anschlag auf Nord Stream I und 2 von Ende September schuf eine neue dramatische Situation.

Angela Merkel liess am 12. Februar 2019 Deutschland wissen, «Wenn wir so weitermachen, werden wir scheitern» und der damalige Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel verkündete in Kassel; Zitat: «Die Wahrheit ist, dass die Energiewende kurz vor dem Scheitern steht».

In den «Erläuterungen des Bundesrates» zum Energiekonzept 2050 wurden die entstehenden Kosten pro Haushalt und Jahr mit 40 Franken veranschlagt. Am 18. Juni 2021 verkündete Bundesrätin Simonetta Sommaruga, dass die Energiewende einen Kraftakt von 100 Milliarden erforderlich machen werden. Das sind 48 000 Franken pro Haushalt. Die Inkompetenz des Bundesrates und des Parlamentes ist erschütternd. Es fehlt das Vertrauen und der Glaube, dass sie uns aus der Krise führen können.

Der Bund liess im September verlauten, dass zunächst einmal 1000 Windräder geplant seien. Um die AKWs zu ersetzen wären 6000, für die fossilen Treibstoffe 17 000 und für die Brennstoffe 9000 Windräder und die entsprechende Speicherung erforderlich. An solche Utopien glaubt wohl niemand ernsthaft.

Gemäss der Eidgenössischen Materialprüfungsanstalt (EMPA) vom Februar 2022 sind für den Ersatz der AKWs pro Person 16 m2 Solarpaneelen erforderlich, ferner eine Batterie (9.5 kWh/Person) für den Ausgleich von Tag und Nacht und 3 Staudämme von der Grösse der Grand Dixence für das ganze Land, um die Schwankung Sommer/Winter auszugleichen. Um die Vorgaben «CO2-neutral» des Energiekonzeptes 2050 zu erreichen, müssten diese Werte verdreifacht werden.

«Gute Ideen» schiessen wie Pilze aus dem Boden. Der Wasserstoff sei wohl die ideale Lösung. Allein, er wird an der Umsetzung scheitern. Der Energiebedarf zur Trennung von H2O ist enorm. Aktuell geht es um die Wasserstoffbrennzelle in Autos. Er muss dazu jedoch auf 700 bar im Auto komprimiert werden!

So ein Fahrzeug benötigt ein Brennzelle mit einer platinbeschichteten Membrane, eine Batterie und einen E-Motor und ist für den Normalverbraucher nicht mehr erschwinglich. Zu glauben, die Leute kaufen ein teures E-Mobil, um damit Strom zum Kochen und Heizen speichern zu können, ist ein infantiler und dümmlicher Glaube und deckt die Hilflosigkeit der selbsternannten Fachleute auf.

Mit der Einführung des Stromes als Energiequelle vor über 100 Jahren wuchs das Energiekonzept mit der Wasser- und Atomkraft. Sie ermöglichten uns dauerhaft Sicherheit und Wohlstand. Beide sind CO2-neutral. Der Bundesrat setzt in der aktuellen Gaskrise die Hoffnung ausgerechnet auf Gaswerke und bittet fünf Minuten vor der angeblichen Klimakatastrophe Firmen, die es noch können, auf Öl umzustellen.

Thomas Stocker, die Nummer 1 der Schweizer «Klimawarner», sprach 2015 in Vaduz von der notwendigen «Grossen Transformation». Im Abstimmungskampf im Deutschen Bundestag 2021 waren Plakate zu sehen mit dem Slogan, «Die Wirtschaft wird das GRÜNE Wunder erleben». Unverblümt wird bereits von der Deindustrialisierung gesprochen. Konkret bedeutet dies die Zerstörung der Wirtschaft.

Der Anfang ist gemacht – von Widerstand keine Spur…

* Ueli Gubler ist Ingenieur HTL und freischaffender Journalist. Er geht gerne Behauptungen und Mutmassungen auf den Grund. Als Ingenieur schaut er sich gewisse Gesetzmässigkeiten und Zahlen genau an.

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