Nördlicher Gazastreifen in Trümmerwüste verwandelt

Karin Leukefeld
(Bild zvg)

Diplomatie stockt. Schwerste Zerstörungen

von Karin Leukefeld,* Deutschland/Syrien

(14. Dezember 2023) Drei Dinge braucht Benjamin Netanjahu von den USA: «Munition, Munition, Munition». So hat die israelische Tageszeitung «Israel Hayoum» Äusserungen des israelischen Ministerpräsidenten in einer Besprechung mit Regierungsvertretern zitiert.

Bisher lieferten die USA 16 verschiedene Waffentypen für den «Krieg gegen die Hamas», der den palästinensischen Küstenstreifen nach 60 Tagen weitgehend in eine Trümmerwüste verwandelt hat. Satellitengeleitete, bunkerbrechende Bomben, gefüllt mit bis zu 2000 Pfund Sprengstoff, lasergeleitete Raketen, Zielerfassung gestützt auf künstlicher Intelligenz kommen in Gaza zum Einsatz.

Der US-Militärhistoriker Robert Pape sagte gegenüber der Financial Times, der nördliche Gazastreifen sei durch eine der schwersten konventionellen Bombenkampagnen der Geschichte – wie Dresden, Hamburg, Köln im Zweiten Weltkrieg – zerstört worden.

Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz sprach von «katastrophalen Zuständen» im südlichen Gazastreifen. Die Präsidentin der Organisation, Mirjana Spoljaric Egger, erklärte nach einem Besuch im südlichen Gazastreifen am Dienstag, es sei «nicht akzeptabel, dass Zivilisten in einem bewaffneten Konflikt derart leiden müssen».

UN-Generalsekretär António Guterres forderte gemäss Artikel 99 der UN-Charta am Mittwoch [6. Dezember] den UN-Sicherheitsrat «dringend zum Handeln» auf, um einen Waffenstillstand im Gaza-Krieg zu erreichen. Andernfalls sei die Wahrung des Weltfriedens und die internationale Sicherheit gefährdet.

Der israelische UN-Botschafter Gilad Erdan wies die Forderung von Guterres auf X zurück. Guterres zeige erneut seine «Voreingenommenheit gegen Israel», so Erdan. «Der Aufruf des Generalsekretärs zu einem Waffenstillstand ist in Wirklichkeit ein Aufruf, die Schreckensherrschaft der Hamas in Gaza aufrechtzuerhalten.»

Die Vereinigten Arabischen Emirate legten dagegen einen neuen Resolutionsentwurf für das Gremium vor. Es sei dringend erforderlich, einen humanitären Waffenstillstand zu erreichen, hiess es.

* Karin Leukefeld hat Ethnologie sowie Islam- und Politikwissenschaften studiert und ist ausgebildete Buchhändlerin. Sie hat Organisations- und Öffentlichkeitsarbeit unter anderem beim Bundesverband Bürgerini-tiativen Umweltschutz (BBU), bei den Grünen (Bundespartei) und bei der Informationsstelle El Salvador. Sie war auch Persönliche Mitarbeiterin eines Bundestagsabgeordneten der PDS (Aussenpolitik und Humanitäre Hilfe). Seit 2000 arbeitet sie als freie Korrespondentin im Mittleren Osten für verschiedene deutsche und schweizerische Medien. Sie ist auch Autorin verschiedener Bücher zu ihren Erlebnissen aus den Kriegsgebieten des Nahen und Mittleren Ostens.

Quelle: https://www.jungewelt.de/artikel/464789.gazakrieg-schwerste-zerstörung.html, 8. Dezember 2023

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