Was wäre, wenn die Schulverantwortlichen sich für die Kinder interessieren würden ...

von Suzette Sandoz,* Lausanne

(30. August 2024) Laut der heutigen Zeitung «24 heures» vom 20. August gehen im Kanton Waadt fast 1000 Kinder nicht in die Schule, sondern lernen bei und mit ihren Eltern. Diese Zahl habe sich in den letzten sieben Jahren mehr als verdoppelt.

Suzette Sandoz. (Bild
https://blogs.letemps.ch/
suzette-sandoz/)

Die Reaktion der Behörden war, die Zügel anzuziehen und die Fälle genehmigungspflichtig zu machen, obwohl die Ergebnisse der offiziellen Kontrollprüfungen laut derselben Quelle zufriedenstellend sind.

Von verantwortungsbewussten Behörden hätte man erwartet, dass sie nach den Ursachen für diese «Abkehr» von der öffentlichen Schule suchen. Nichts ist geschehen. Wie in diktatorischen Republiken: Es wird «hart durchgegriffen». Der Staat kann nicht versagen!

Im Grunde sollte man sich fragen, ob sich die Schule überhaupt noch um die Kinder kümmert. Die Einführung von Ganztagsschulen soll berufstätigen Eltern das Leben erleichtern, aber es wird nie erläutert, inwiefern dies das Leben der Kinder verbessert – ihre Freude an der Schule, ihre Lust, dort zu sein, ihren Lernhunger und ihre Aufnahmefähigkeit.

Die Inklusion, die als Wundermittel für soziale Harmonie dargestellt wird, opfert die unterschiedlichen Bedürfnisse der Kinder einer egalitären Ideologie ohne pädagogische Grundlage und schadet übrigens auch den Lehrern, worunter auch die Kinder leiden werden.

Die Schule wird zur Vermittlung demoralisierender politischer Ideologien missbraucht: Bedrohungen aller Art für die Menschheit durch Klimawandel, intensive Landwirtschaft, Zerstörung der Artenvielfalt, Missbräuche des Kolonialismus, Genderprobleme usw.

Quasi-Verbot der Weitergabe lokaler Kultur und Traditionen: Kein Erlernen mehr von Liedern oder Gedichten zu Weihnachten und Ostern. Selbst der Muttertag ist verpönt.

Es gibt zwar noch wunderbare Lehrkräfte, aber sie reichen nicht aus, um die Schule zu «retten». Sie erschöpfen sich in ihrer Arbeit und bekommen den Unmut der Eltern zu spüren, wenn sie versuchen, darauf hinzuweisen, dass ein Kind vielleicht nicht für diese oder jene Ausbildung geeignet ist, sondern eher für eine andere.

Da so viele Kinder nicht mehr zur Schule geschickt werden, sondern von ihren Eltern betreut werden, während die Pisa-Tests die Schwächen der öffentlichen Bildung aufzeigen, wäre es vielleicht an der Zeit, sich zu fragen, was die Kinder brauchen, damit die Schule ihre Aufgabe erfüllen kann, anstatt die Eltern zu bestrafen, die versuchen, ihren Kindern die bestmögliche Bildung zu bieten.

* Suzette Sandoz ist 1942 geboren. Sie ist Honorarprofessorin für Familien- und Erbrecht, ehemalige Abgeordnete des Grossen Rates des Kantons Waadt und ehemalige Nationalrätin.

Quelle: https://suzettesandoz.ch/et-si-les-responsables-de-lecole-sinteressaient-aux-enfants/, 20. August 2024

(Übersetzung «Schweizer Standpunkt»)

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