Wem gehört das Getreide, das aus der Ukraine verschifft wird?

Ein Mähdrescher bei der Weizenernte am 19. Juli 2022 in der Region Charkiw,
25 Kilometer von der Front entfernt. (Bild Keystone/EPA/SERGEY KOZLOV)

Amerikas GVO-Agrarindustrieriesen übernehmen Kontrolle über ukrainisches Ackerland

von F. William Engdahl*

(19. September 2022) Die grosse humanitäre Aufregung der letzten Wochen, in denen die sichere Verschiffung von ukrainischem Getreide zur Linderung der Hungerkrise in Afrika und anderswo gefordert wurde, ist in vielerlei Hinsicht trügerisch.

Nicht zuletzt geht es darum, wem das Land gehört, auf dem das Getreide angebaut wird, und ob es sich bei diesem Getreide tatsächlich um illegalen, patentierten GVO-Mais und andere Getreidesorten handelt.

Das korrupte Zelensky-Regime hat im Stillen Geschäfte mit den grossen GVO-Agrarunternehmen im Westen gemacht, die heimlich die Kontrolle über einige der ertragreichsten Anbauflächen der Welt übernommen haben, die als «schwarze Erde» bezeichnet werden.

Der CIA-Putsch von 2014

Im Februar 2014 zwang ein von der US-Regierung unterstützter Staatsstreich den gewählten Präsidenten der Ukraine, um sein Leben nach Russland zu fliehen. Im Dezember 2013 hatte Präsident Wiktor Janukowytsch nach monatelangen Debatten angekündigt, dass die Ukraine der russischen Eurasischen Wirtschaftsunion beitreten würde, wenn Russland die ukrainischen Staatsschulden im Wert von 15 Milliarden Dollar aufkauft und die Kosten für importiertes russisches Gas um 33 Prozent senkt.

Das konkurrierende Angebot war eine dürftige «assoziierte Mitgliedschaft» in der EU, die an die Zustimmung der Ukraine zu einem drakonischen Kreditpaket des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbank geknüpft war, das die Privatisierung der wertvollen ukrainischen landwirtschaftlichen Flächen erzwingen, den Anbau von GVO-Pflanzen erlauben sowie schwere Rentenkürzungen und soziale Sparmassnahmen auferlegen würde.

Als Gegenleistung für ein IWF-Darlehen in Höhe von 17 Milliarden Dollar müsste die Ukraine die Einkommenssteuer um bis zu 66 Prozent erhöhen und 50 Prozent mehr für Erdgas bezahlen. Die Arbeitnehmer müssten zehn Jahre länger arbeiten, um eine Rente zu erhalten. Das Ziel war es, die Ukraine für «ausländische Investitionen» zu öffnen.1 Die übliche Vergewaltigung der Wirtschaft durch den IWF im Namen der globalistischen Unternehmensinteressen.

Eine der wichtigsten Forderungen der USA und des IWF an die Regierung des von den USA ausgewählten Premierministers Arsenij Jazenjuk, einem Anführer der von der CIA unterstützten Maidan-Proteste gegen Janukowitsch, war die Öffnung der reichen landwirtschaftlichen Flächen der Ukraine für ausländische Agrarkonzerne, vor allem für GVO-Giganten wie Monsanto und DuPont.

Drei Mitglieder des Kabinetts Jazenjuk, darunter die wichtigsten Finanz- und Wirtschaftsminister, waren Ausländer, die von Victoria Nuland vom US-Aussenministerium und dem damaligen Vizepräsidenten Joe Biden nach Kiew diktiert wurden.

Die von Washington auferlegten Kreditbedingungen des IWF verlangten, dass die Ukraine auch ihr Verbot gentechnisch veränderter Nutzpflanzen aufhebt und es privaten Unternehmen wie Monsanto ermöglicht, ihr GVO-Saatgut anzubauen und die Felder mit Roundup von Monsanto zu besprühen.

Seit die Ukraine 1991 ihre Unabhängigkeit von der Sowjetunion erklärt hat, ist die Kontrolle über die wertvolle «schwarze Erde» der Ukraine eines der heissesten Themen der nationalen Politik. Jüngste Umfragen zeigen, dass 79 Prozent der Ukrainer die Kontrolle über ihr Land vor ausländischer Übernahme bewahren wollen. Wie Südrussland verfügt auch die Ukraine über wertvolle Schwarzerde oder Tschernozems, einen dunklen, humusreichen Boden, der sehr ertragreich ist und wenig Kunstdünger benötigt.

Schwarzerde-Böden sind sehr fruchtbar. (Bild Novaonline.n-vcc.edu)

Moratorium von 2001

Durch ein Gesetz aus dem Jahr 2001 wurde in der Ukraine ein Moratorium für den privaten Verkauf von Ackerland an grössere Unternehmen oder ausländische Investoren verhängt. Das Moratorium sollte den Aufkauf der reichen Ackerflächen durch korrupte ukrainische Oligarchen und deren Verpachtung an ausländische Agrarunternehmen verhindern. Zu diesem Zeitpunkt hatten Monsanto und andere westliche Agrarkonzerne bereits erhebliche Fortschritte in der Ukraine gemacht.

Als die Ukraine 1991 die Sowjetunion verliess, erhielten die Bauern, die in den sowjetischen Kolchosen gearbeitet hatten, jeweils kleine Parzellen des Landes. Um den Verkauf der Parzellen an hungrige ausländische Agrarunternehmen zu verhindern, wurde 2001 ein Moratorium beschlossen. Sieben Millionen ukrainische Landwirte besassen kleine Parzellen mit einer Gesamtfläche von etwa 79 Millionen Hektar. Die restlichen 25 Millionen Hektar waren im Besitz des Staates. Der Anbau von GVO-Kulturen war streng verboten.

Trotz des Moratoriums begannen Monsato, DuPont, Cargill und andere westliche GVO-Anbieter heimlich und illegal, ihr patentiertes GVO-Saatgut in der ukrainischen Schwarzerde auszubringen. Kleine Landbesitzer verpachteten ihr Land an grosse ukrainische Oligarchen, die ihrerseits geheime Vereinbarungen mit Monsanto und anderen über den Anbau von GVO-Mais und -Sojabohnen trafen.

Einem inzwischen gelöschten Bericht des US-Landwirtschaftsministeriums zufolge wurden bis Ende 2016 etwa 80 Prozent der ukrainischen Sojabohnen und 10 Prozent des Mais illegal aus gentechnisch verändertem Saatgut angebaut. Das Zelensky Gesetz von 2021 hat diese offene Tür für GVO erheblich erweitert.

Die Verteilung der Schwarzerde-Böden in Abhängigkeit von der Qualität.
(Grafik Sadko Consulting)

Auftritt des Komikers

Im Mai 2019 wurde Volodymyr Zelensky, ein ukrainischer TV-Komiker und Schützling des notorisch korrupten ukrainischen Oligarchen Igor Kolomoisky, in einem tragischen Volksaufstand «gegen die Korruption der Regierung» zum Präsidenten gewählt. Eine der ersten Amtshandlungen von Zelensky im Jahr 2019 war der Versuch, das Landmoratorium von 2001 aufzuheben. Landwirte und Bürger veranstalteten das ganze Jahr 2020 über grosse Proteste, um die von Zelensky vorgeschlagenen Änderungen zu verhindern.

Schliesslich profitierte Zelensky von den Lockdown-Restriktionen und dem Verbot öffentlicher Proteste und unterzeichnete im Mai 2021 das Gesetz Nr. 2194 zur Deregulierung von Grund und Boden, das er als «Schlüssel» zum «Agrarlandmarkt» bezeichnete. Er behielt Recht.

Um den Widerstand der Landwirte zu beschwichtigen, behauptete Zelensky, das neue Gesetz erlaube in den ersten Jahren nur ukrainischen Staatsbürgern, das wertvolle Ackerland zu kaufen oder zu verkaufen. Er erwähnte nicht das grosse Schlupfloch, das es ausländischen Unternehmen wie Monsanto (heute Teil der Bayer AG) oder DuPont (jetzt Corteva) oder anderen Unternehmen, die seit mehr als drei Jahren in der Ukraine tätig sind, erlaubt, das gewünschte Land ebenfalls zu kaufen.2

Das Gesetz von 2021 übertrug auch notorisch korrupten Stadt- und Dorfregierungen das Eigentum, die den Verwendungszweck des Bodens ändern können. Ab Januar 2024 können ukrainische Bürger und Unternehmen bis zu 10 000 Hektar Land kaufen.

Eine Änderung des Bodenmarktgesetzes vom April 2021 – «Über die Änderung des Bodengesetzbuches der Ukraine und anderer Gesetze zur Verbesserung des Verwaltungssystems und der Deregulierung im Bereich der Bodenbeziehungen» – öffnete ein weiteres riesiges Schlupfloch für das ausländische Agrobusiness, um die Kontrolle über die reiche ukrainische Schwarzerde zu übernehmen.

Mit der Änderung wird das Verbot des Verkaufs von Land an Ausländer umgangen, indem der Zweck des Bodens geändert wird, z. B. von Ackerland in Gewerbeflächen. Dann kann es an jeden verkauft werden, auch an Ausländer, die es wiederum in Ackerland umwidmen können. Zelensky unterzeichnete das Gesetz und hielt sich nicht an sein Wahlversprechen, ein nationales Referendum3 über jede Änderung des Landbesitzes abzuhalten.

Sollte es irgendeinen Zweifel am Interesse der mit GVO verbundenen US-Agrarindustrie an der Aneignung von erstklassigem Ackerland in der Ukraine geben, ist ein Blick auf den derzeitigen Vorstand des US-Ukraine Business Council aufschlussreich.4 Ihm gehört der grösste private Getreide- und Agrargigant der Welt, Cargill, an. Er umfasst Monsanto/Bayer, das patentiertes GVO-Saatgut und das tödliche Pestizid Roundup besitzt. Dazu gehört auch Corteva, die riesige GVO-Fusion von DuPont und Dow Chemicals. Dazu gehören auch die anderen Getreidekartell-Giganten Bunge und Louis Dreyfus. Dazu gehört auch der grosse Landmaschinenhersteller John Deere.

Dies sind die mächtigen Agrarkonzerne, die Berichten zufolge hinter Zelenskys Verrat an seinem Wahlversprechen stehen.

Da Bayer/Monsanto, Corteva und Cargill bereits 16,7 Millionen Hektar erstklassiges ukrainisches Schwarzerde-Ackerland kontrollieren und de facto vom IWF und der Weltbank bestochen wurden, hat die Regierung Zelensky nachgegeben und sich verkauft. Das Ergebnis wird sehr schlecht für die Zukunft des Landes sein, das bis vor kurzem noch die «Kornkammer Europas» war.

Nachdem die Ukraine nun von den GVO-Kartellunternehmen ausgehebelt wurde, bleibt nur noch Russland – das 2016 den GVO-Anbau verboten hat – als einziger grosser Getreidelieferant ohne GVO übrig. Berichten zufolge arbeitet die EU an einem neuen Gesetz, das den seit langem etablierten kritischen Genehmigungsprozess für GVO-Kulturen umstossen und der GVO-Übernahme Tür und Tor öffnen würde.

* F. William Engdahl ist strategischer Risikoberater und Dozent, er hat einen Abschluss in Politik von der Princeton University und ist ein Bestsellerautor über Öl und Geopolitik, exklusiv für das Online-Magazin «New Eastern Outlook», wo dieser Artikel ursprünglich veröffentlicht wurde. Er ist Research Associate des Centre for Research on Globalization.

Quelle: https://www.globalresearch.ca/whose-grain-being-shipped-from-ukraine/5790604, 19. August 2022

(Übersetzung «Schweizer Standpunkt»)

1 https://www.oaklandinstitute.org/sites/oaklandinstitute.org/files/OurBiz_Brief_Ukraine.pdf

2 https://apnews.com/article/business-china-russia-europe-international-news-485c96d4fc5e49378b101eb0f0c4b051

3 https://wgi.world/who-buys-ukrainian-lands-from-zelensky/

4 https://www.usubc.org/site/u-s-ukraine-business-council-usubc-board-of-directors

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