Libanon

Ernährungssicherheit: Warnung vor Lebensmittelengpass

(3. Februar 2021)  Der libanesische Verband der Lebensmittelimporteure sieht angesichts der schweren Wirtschaftskrise und der strikten Corona-Beschränkungen die Nahrungsversorgung der Menschen im Land bedroht.

«Zusammen werden diese Faktoren zu einer Verknappung der Lebensmittelvorräte um etwa die Hälfte oder mehr führen», zitierte die staatliche libanesische Nachrichtenagentur NNA aus einer Erklärung des Verbands vom 1. Februar 2021.

80 Prozent aus dem Ausland

Der Libanon produziert kaum selber Lebensmittel und ist stark von Importen abhängig. Nach Angaben des Verbandes deckt das kleine Land am Mittelmeer allein seinen Bedarf an Agrarprodukten zu 80 Prozent mit Waren aus dem Ausland.

Ein Problem sei zudem der Mangel an ausländischen Währungen, mit denen Importe bezahlt werden können. Das libanesische Pfund hat in der schweren Wirtschaftskrise auf dem Schwarzmarkt rund 80 Prozent seines Wertes verloren, der US-Dollar als harte Währung ist deshalb ein begehrtes und knappes Gut.

Ansturm nach Lockdown befürchtet

Wegen hoher Corona-Infektionszahlen hatte die Regierung in Beirut vor zwei Wochen eine 24-stündige Ausgangssperre beschlossen, die nach wie vor gilt.

Weil in dem Lockdown auch die Supermärkte geschlossen haben, fürchtet der Verband der Lebensmittelimporteure einen Ansturm auf Lebensmittel, sobald die Beschränkungen gelockert werden. Um die Nahrungsversorgung der Menschen in der Krise aufrechterhalten zu können, fordert der Verband einen Notfallplan.

Preise sind explodiert

Wegen der weitreichenden Ausgangsbeschränkungen in der Pandemie sowie der verheerenden Wirtschaftslage kam es in der vergangenen Nacht [2. Februar] zu erneuten Protesten in der Hafenstadt Tripoli. Bei den seit mehreren Tagen andauernden Demonstrationen kam es teils zu gewaltsamen Zusammenstössen mit Sicherheitskräften. Dutzende Menschen wurden verletzt, ein Mann kam ums Leben.

Die Wirtschafts- und Finanzkrise, die Corona-Pandemie und die verheerende Explosion in Beirut im August haben den Zedernstaat schwer getroffen. Die Preise sind explodiert, die Inflation für Lebensmittel liegt bei mehr als 200 Prozent. Mehr als die Hälfte der rund sechs Millionen Menschen im Land lebt mittlerweile in Armut, vor allem die Mittelschicht erlebt einen schweren Absturz.

Quelle: www.schweizerbauer.ch vom 3.2.2021

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