Resilienz – eine unsichtbare Ritterrüstung

Werteerziehung auf der Grundlage des christlichen Menschenbildes

von Gilla Frank*

(24. Oktober 2025) Die Bedingungen unter denen Kinder heute gross werden, sind ungemein herausfordernd. Zunehmender Werterelativismus, Verlust religiöser und familiärer Bindung, digitale «Miterzieher» und Bildungsnotstand in vielen Schulen deuten die Ursachen dieser Fehlentwicklung an. Wir Eltern können aber viel tun und haben nicht nur das Recht, sondern auch die Pflicht, die Seelen unserer Kinder zu schützen. Wie aber können wir sie bewahren vor zeitgeistigen Tendenzen, die verbunden sind mit Werterelativismus, Identitätsdiffusion und Suchtanfälligkeit?

Gilla Frank. (Bild zvg)

Wenn wir sie stärken wollen, ohne sie unter eine Käseglocke zu stellen, müssen wir sie resilient machen. Aber was heisst das genau? Es ist schnell nachzulesen, dass «resilient sein» bedeutet, ein starkes, mentales «Immunsystem» zu haben, mit dem man Krisen nicht nur leichter bewältigen, sondern auch gestärkt aus ihnen hervorgehen kann. Resiliente Menschen sind verwurzelt in einem bindungsorientierten Umfeld und gehen mit einer optimistischen Grundhaltung durchs Leben. Wer würde das nicht für seine Kinder wünschen?

Im Tieferen ist Resilienz oder psychische Widerstandskraft eine Haltung des Herzens, die erlernt werden kann, und die zur Formung des freien Willens führt. Dies ist ein lebenslanger Prozess, der gelingen kann auf der Grundlage einer fundierten Persönlichkeitsbildung und eines familiären Hintergrundes, den man als gelebte Familienkultur beschreiben könnte. Es gibt sie ja noch, diese Familien, die stark und widerstandsfähig gegenüber einem unseligen Zeitgeist sind.

Christine de Marcellus Vollmer, Mutter von 7 Kindern und Präsidentin der lateinamerikanischen Allianz für die Familie, hat schon vor mehr als 40 Jahren die Probleme junger Menschen durch den Zerfall von Familien und Entgrenzung in einer permissiven Welt erkannt und das internationale Werterziehungsprogramm «alive to the world» (www.alivetotheworld.org) initiiert.

Die Bücher dieses Programms beruhen auf Recherchen und Erfahrungen eines Teams von Lehrern, Psychologen und Sozialwissenschaftlern – sie wurden gemeinsam mit Eltern, Kindern und Jugendlichen der jeweiligen Altersstufen entwickelt. Es wurden sowohl relevante Ergebnisse aus Anthropologie, Hirnforschung und Erziehungswissenschaften berücksichtigt als auch die positive Psychologie mit ihrer Absage an die Defizitorientierung und Ausformung von Charakterstärken (leadership ability durch sogenannte «soft skills»). Auch Walter Mischels Forschungen zur Selbstkontrolle («Marshmallow – oder Stanford Experiment») fanden Eingang: Kinder, die gelernt haben, nicht alles sofort zu bekommen, haben später eine deutlich grössere Frustrationstoleranz und sind leistungsfähiger.

Zu den grossen Ideen menschlicher Transzendenzfähigkeit, die unseren Kindern ein tieferes Verständnis des Menschseins eröffnen, gehören die Arbeiten von Viktor Frankl und Johannes Paul II., deren Erkenntnisse ebenfalls in das Lernprogramm eingeflossen sind. Der Neurologe und Psychiater Viktor Frankl entwickelte mit der sinnzentrierten Psychotherapie (Logotherapie) ein Konzept, das man als Hinordnung der Person auf Lebenssinn und Werte bezeichnen könnte. Durch seine Erfahrungen in Auschwitz kam er zu der Erkenntnis, dass das Leben, was auch immer es an Leid bringt, bewältigt werden kann, wenn man weiss, wofür man lebt – und sich der letzten Freiheit bewusst ist, die Dinge so oder anders anzunehmen. Hiermit gilt er als einer der Pioniere der Resilienzforschung, auch wenn der Begriff damals noch nicht bekannt war.

Während bei Viktor Frankl die seelenärztliche Tätigkeit im Vordergrund stand, schuf Papst Johannes Paul II. die Grundlagen für eine christliche Anthropologie der Liebe. In der Katechesen-Reihe der «Theologie des Leibes» wird die Liebesfähigkeit des Menschen als Gabe gedeutet, die den Menschen vom Ich zum Du führt, zu einer Dimension von Liebe, die letztlich das Gute für den anderen sucht. Seine moderne, ganzheitliche Deutung des christlichen Menschenbildes bietet einen positiven Blick auf Liebe und Leiblichkeit und ist ein Fundament der werteorientierten Sexualpädagogik innerhalb der Buchreihe.

Die hier skizzierten Recherchen führten zur Entwicklung einer «Pädagogik der integrierten Persönlichkeit», die zur Grundlage von «alive to the world» geworden ist: Die Buchreihe bietet eine ganzheitliche Bildung, welche die körperliche, seelische und geistige Dimension der Kinder wertschätzt und die Entwicklung einer reifen Persönlichkeit fördert.

Eine Buchreihe zur Persönlichkeitsentwicklung für Kinder und Jugendliche, erscheint im deutschsprachigen Raum: «lebenliebenlernen». Derzeit verfügbar: Band 1–8 für
Kinder im Alter von 6–14 Jahren, Band 9 ist in Vorbereitung.

In heutigen Bildungsprogrammen wird zwar viel in kognitive Stärken investiert, diese müssen aber wirkungsarm bleiben, wenn ihnen der emotionale und spirituelle Anteil fehlt. Der Humus hierfür liegt fraglos in einem liebevollen, warmherzigen Elternhaus mit einer bindungsorientierten Lebenshaltung. Eltern müssen schlicht und einfach Zeit für Ihre Kinder haben. Dann kann das Urvertrauen entstehen, welches es dem Kind ermöglicht, mit einer positiven Grundhaltung in das Leben hineinzuwachsen.

Eltern sind eine geistliche Autorität für ihre Kinder, die sie im besten Sinne nutzen können und sollten. Während kognitive und emotionale Stärken bestenfalls auch unter guten schulischen Rahmenbedingungen gefördert werden, ist die Frage der Religiosität und spirituellen Ausrichtung in erster Linie eine Frage des Elternhauses im engeren bzw. der Familienkultur im weiteren Sinne. Hier können Glaube, Liebe und Hoffnung wachsen.

Hierbei können unsere Bücher ein wertvoller Begleiter sein – umfassend, alterssensibel, repetitiv und begleitend vom 1. bis zum 13. Schuljahr; darüber hinaus laden sie ein zum gemeinsamen Stöbern, Lesen und Diskutieren in der Familie. Mit den kleinen Kindern können Eltern jeden Abend ein Stück lesen und ihnen helfen beim Erkennen und Einordnen des eigenen Ichs in den Kontext von Familie, Freundeskreis und Gesellschaft. Mit den Jugendlichen können wir Gespräche anregen, anhand der in den Büchern erzählten Geschichten über die universellen und zeitlosen «grossen Ideen» der Menschheitsgeschichte, auf deren Schultern wir stehen.

Nutzen wir also selbst die gemeinsame Zeit, die uns mit unseren Kindern gegeben ist. Wenn wir sie auf der Herzensebene erreichen, haben wir beste Chancen, ihnen Rüstzeug für ein gelingendes Leben mitzugeben!

* Gilla Frank, Vorsitzende von wertevollwachsen e.V. (www.wertevollwachsen.de)
Der Verein wertevollwachsen e.V. wurde im Jahr 2015 gegründet, um das internationale Werteerziehungsprogramm «alive to the world» im deutschsprachigen Raum zu implementieren.

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