Amerikanische «Hilfe» für die Ukraine wird mehr schaden als helfen

William J. Astore. (Photo
bracingviews.com)

von William J. Astore,* USA

(28. Juni 2022) «Folgen Sie dem Geld» ist ein weiser Rat in einem Amerika, das stolz auf seinen ungehinderten Kapitalismus ist, in dem alles eine Ware ist. Ein grosser Batzen Geld, nämlich 54 Milliarden Dollar, wurde bereits für den Kampf der Ukraine gegen eine russische Invasion bereitgestellt, und es werden noch mehr folgen, wenn der Kongress seinen Willen durchsetzt.

Ungefähr die Hälfte dieses Geldes geht direkt an US-Waffenhersteller, daher die Eile des Kongresses bei der Abstimmung über die Genehmigung. Nur eine kleine Anzahl von Republikanern hat sich gegen diesen Wildwuchs ausgesprochen; alle Demokraten im Repräsentantenhaus und im Senat haben dafür gestimmt.

Die Sache ist die: Der gesamte Verteidigungshaushalt der Ukraine belief sich vor dem Krieg auf knapp 6 Milliarden Dollar. Wie kann die Ukraine (vor allem) militärische «Hilfe» absorbieren, die das Neunfache ihres jährlichen Verteidigungshaushalts ausmacht? Das ist einfach nicht möglich.

«Hilfe» für die Ukraine

Russlands Militärbudget für ein ganzes Jahr, etwa 66 Milliarden Dollar, übersteigt nur geringfügig die «Hilfe» der USA für die Ukraine nach drei Monaten Krieg. Wenn das Tempo der US-Ausgaben für die Ukraine gleichbleibt, könnte der Betrag der «Hilfe», vorausgesetzt der Krieg geht weiter, nächstes Jahr um diese Zeit 200 Milliarden Dollar erreichen. Dies gilt wiederum für ein Land, das vor der Invasion 6 Milliarden Dollar für seine Streitkräfte ausgab.

Aus militärischer Sicht macht die Geld- und Ausrüstungsflut, die in die Ukraine fliesst, wenig Sinn, da die Ukraine nicht über die nötige Infrastruktur verfügt, um diese Mittel aufzunehmen und effektiv einzusetzen. Der Ansatz der USA scheint darin zu bestehen, die Zone mit Waffen und Ausrüstungsgegenständen aller Art zu überschwemmen, ohne Rücksicht darauf, wie sie verwendet werden oder wo sie letztendlich landen könnten. Ich kann mir nicht vorstellen, wie verhindert werden soll, dass all diese tödliche «Hilfe» in den Händen verschiedener krimineller Netzwerke und Schwarzmärkte landet anstatt in den Händen der Truppen.

In den jüngsten Kriegen der USA, zum Beispiel im Irak und in Afghanistan, aber auch schon in Vietnam, war das US-Militär bemerkenswert geschickt bei der Lieferung von Waffen an Feinde. Wenn sich die US-Streitkräfte nach einer Niederlage zurückziehen oder «erfolgreich evakuieren», lassen sie in der Regel Berge von militärischer Ausrüstung zurück, wie in Vietnam, Irak und Afghanistan. Die zurückgelassenen oder den afghanischen und irakischen Sicherheitskräften zur Verfügung gestellten Waffen trugen zur Bewaffnung von ISIS, den Taliban und ähnlichen Elementen bei, die die US-Regierung als «terroristisch» einstuft. Interessanterweise scheinen nur wenige den Sinn dieser Waffen-Milliarden in Frage zu stellen, die als «Hilfe» bereitgestellt werden und schliesslich zu mehr Gewalt und Krieg führen.

Erfolg für Waffenhändler

Wenn Waffen Leben retteten und Sicherheit brächten, hätte Amerika die geringste Anzahl von Menschen, die durch Waffen getötet werden, und wäre das sicherste Land. Das ist aber offensichtlich nicht der Fall. Die Überflutung von Ländern wie Irak, Afghanistan und jetzt der Ukraine mit Waffen und zugehöriger Ausrüstung im Wert von mehreren Milliarden ist nicht der klügste Weg zum Erfolg. Es sei denn, man ist der CEO eines Waffenherstellers, dann ist das die Definition von Erfolg schlechthin.

54 Milliarden US-Dollar für Waffen sind keinen «Hilfe»

«Aber es muss etwas getan werden!», rufen diejenigen, die der Ukraine in ihrem Krieg mit Russland helfen wollen. Die Ukraine hat bereits ihre Entschlossenheit unter Beweis gestellt, während sie unter den Übeln des Krieges litt; macht es Sinn, den Krieg fortzusetzen, wenn die Ukraine ihn letztlich nicht gewinnen kann? Schauen Sie sich nur die Landkarte und die enormen Ressourcen an, die Russland zur Verfügung stehen. Es ist keine Schande und sehr sinnvoll, dass die Ukraine, die einen guten Kampf geführt hat, jetzt einen Friedensvertrag aushandelt, bevor sich der Krieg noch weiter ausbreitet und das Land noch mehr verwüstet wird.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass 54 Milliarden Dollar an US-«Hilfe» für die Ukraine meiner Meinung nach nicht wirklich im Interesse des ukrainischen Volkes sind. Wenn sie dazu dienen, einen mörderischen Krieg zu verlängern, den die Ukraine letztlich nicht gewinnen kann, dann werden sie mehr schaden als nützen.

* William J. Astore ist Oberstleutnant im Ruhestand (USAF) und Professor für Geschichte. Sein persönlicher Blog ist Bracing Views.

Quelle: https://bracingviews.com/2022/06/01/american-aid-to-ukraine-may-hurt-more-than-help/, 1. Juni 2022

(Übersetzung «Schweizer Standpunkt»)

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