Syrien und das Erdbeben

Karin Leukefeld (Bild zvg)

von Karin Leukefeld,* Syrien

(14. Februar 2023) (Red.) Der «Schweizer Standpunkt» hat Karin Leukefeld, in Syrien akkreditierte freie Journalistin, um eine kurze Stellungnahme zu dem schweren Erdbeben vom 6. Februar 2023 gebeten. Nächste Woche werden wir ihren ausführlichen Bericht zu den Folgen dieser Katastrophe veröffentlichen.

* * *

(10. Februar 2023) Das schwere Erdbeben, das in den frühen Morgenstunden des 6. Februar 2023 das türkisch-syrische Grenzgebiet erschütterte, hat UN-Angaben zufolge mehr als 21 000 Menschenleben gefordert. Die Zahl der Verletzten wird mit mehr als 50 000 angegeben. Die Opferzahlen steigen stündlich, das Ausmass der Zerstörungen wird deutlich.

Für die Menschen jenseits aller Grenzen ist die Katastrophe eine schreckliche Erfahrung und eine schwere Belastung. Das kriegszerstörte, international vom Westen isolierte Syrien kann die Last kaum schultern. Krieg und Wirtschaftskrieg, Flucht und Vertreibung, Tod und Zerstörung – Syrien hat seit 2011 alles verloren, was es aus eigener Kraft aufgebaut hatte.

Die von der EU 2011 und den USA 2019 einseitig verhängten ökonomischen Strafmassnahmen (Sanktionen) gegen Syrien blockieren direkte Hilfslieferungen für die Erdbebenopfer. Schweres Gerät und Treibstoff fehlen.

Aufruf des IKRK: Syrien braucht Ihre Hilfe

Die verheerenden Erdbeben, die im Süden der Türkei und dem Nordwesten Syriens Tausende von Menschen in den Tod gerissen haben, haben Kinder und ihre Familien inmitten des eisigen Winters zutiefst erschüttert und ohne Obdach zurückgelassen.
Die Lage ist kritisch. Je mehr Zeit vergeht, desto dringender wird der Bedarf an humanitärer Hilfe, viele Menschen sind noch immer unter den Trümmern eingeschlossen.

Wir benötigen ihre Hilfe, um mehr zu tun

Das IKRK ist in Syrien im Einsatz, wo das Erdbeben eine seit nun bereits zwölf langen Jahren andauernde humanitäre Tragödie weiter verschärft. Es arbeitet eng mit dem Syrisch-Arabischen Roten Halbmond zusammen und versorgt Menschen in Aleppo, Homs, Latakia und Tartus mit medizinischer Notfallausrüstung, Decken, Matratzen, Nahrungsmitteln und anderen lebenswichtigen Gütern.
Die humanitäre Lage in Syrien ist katastrophal und kann nicht ignoriert werden. Nur wenn wir unsere Kräfte zusammenschliessen, können wir wirklich effizient arbeiten und Hilfe dort leisten, wo sie am dringendsten benötigt wird.
Wir zählen auf Ihre Unterstützung!
BITTE HELFEN SIE JETZT
https://www.icrc.org/de/spende/syrien-nothilfe

Bei der international versprochenen Hilfe für die Menschen in den verwüsteten Gebieten werden grosse Unterschiede deutlich. USA und die EU und die mit ihnen verbundenen Hilfsorganisationen helfen in der Türkei und in Teilen der syrischen Provinz Idlib, die von bewaffneten Gruppen kontrolliert wird. Syrien erhält Hilfe von den arabischen Nachbarländern, aus Indien und von den Verbündeten Russland, Iran und China.

International ist die Forderung nach der Aufhebung der einseitigen wirtschaftlichen Strafmassnahmen der reichen, westlichen Staaten so laut geworden, dass die USA sich zu einem Entgegenkommen gedrängt sieht. Am 10. Februar teilte das US-Finanzministerium mit,1 für 180 Tage die Sanktionen für finanzielle Transaktionen für Syrien auszusetzen. Das betrifft allerdings ausschliesslich Hilfsgüter, die für die Bewältigung der Erdbebenschäden gebraucht werden. Alle anderen Sanktionen, auch seitens der EU, bleiben (noch) aufrechterhalten.

1 WASHINGTON – Das Office of Foreign Assets Control (OFAC) des US-Finanzministeriums hat heute die «Syria General License (GL) 23» ausgestellt, die für 180 Tage alle Transaktionen im Zusammenhang mit der Erdbebenhilfe erlaubt, die ansonsten durch die Syrian Sanctions Regulations (SySR) verboten wären. (9. Februar 2023)
https://home.treasury.gov/news/press-releases/jy1261?fbclid=IwAR2lAk8ayIL13lZLq20TLKC6RNi8GONet-bLs_AiHv5LOjtDrapUVac3AB4&mibextid=5zvaxg

Zurück